Landkreis Gifhorn und Heimatkreis Flatow feiern 70-jährige Patenschaft

Landrat Tobias Heilmann: Länderübergreifende Freundschaften und Partnerschaften sind sehr wichtig.

Zum 35. Flatower Heimat- und Patenschaftstreffen kamen die Angehörigen des ehemaligen Landkreises Flatow, heute polnisch Zlotow, am 23. und 24. Mai in Gifhorn zusammen – in der Flutmulde und im Ratssaal der Stadt Gifhorn. Das Treffen findet alle zwei Jahre statt. In diesem Jahr wurde ein besonderes Jubiläum gefeiert: Die Patenschaft zwischen dem Landkreis Gifhorn und dem Heimatkreis Flatow besteht seit 70 Jahren. 1955 hatten die Flatower erstmals die Möglichkeit, sich auf dem Gifhorner Schlosshof zu versammeln. So wurde Gifhorn für viele auch zur „zweiten Heimat“, als Anlaufpunkt, an dem man sich treffen und austauschen konnte.

Landrat Tobias Heilmann und Heimatkreisvorsitzender Rolf-Peter Wachholz begrüßten die Vertreter des Landkreises und der Stadt Gifhorn, die Flatower und die Gäste aus dem heutigen Zlotow. Begrüßt wurden Kreistagsvorsitzender Dr. Julian Brewka, Jan Tuschik, langjähriger Freund der Partnerschaft und Unternehmer im Landkreis Zlotow, und die Mitglieder der deutschen Minderheit in Zlotow, vertreten vom Vorsitzenden Klemens Mrela. 

Zusammenhalt ist wichtig

Während der Feierstunde referierte Rolf-Peter Wachholz über die Partnerschaft und betonte die Wichtigkeit des Zusammenhalts der Gifhorner und Flatower/Zlotower – auch als wichtiges Fundament auf europäischer Ebene. Landrat Tobias Heilmann hob in seiner Rede hervor, dass länderübergreifende Freundschaften und Partnerschaften sehr wichtig seien, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft. Der Kreistagsabgeordnete aus dem Landkreis Zlotow, Dr. Julian Brewka, sprach über seine Hoffnung, dass die junge Generation mit Stolz und Engagement die Mission fortführen und die Brücken zwischen den Nationen weiterhin ausbauen werde. „Sie müssen unsere Tradition und die Zusammenarbeit des gegenseitigen Verständnisses auch in Zukunft fortführen.“ Die Gäste aus Deutschland und Polen tauschten sich anschließend aus. Betreut und sprachlich unterstützt wurde die polnische Delegation von Maria Meinecke vom Landkreis Gifhorn.

Bild vergrößern: Landkreis Gifhorn und Heimatkreis Flatow feiern 70-jährige Patenschaft Bild: © Landkreis Gifhorn
Landrat Tobias Heilmann und Heimatkreisvorsitzender Rolf-Peter Wachholz begrüßten die Vertreter des Landkreises und der Stadt Gifhorn, die Flatower und die Gäste aus dem heutigen Zlotow.

Zur Geschichte der 70-jährigen Patenschaft

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurden die Bewohner des ehemaligen Landkreises Flatow, früher Grenzmark Posen-Westpreußen bzw. Pommern, im Westen in alle Richtungen verstreut. Hinzu kamen entlassene Kriegsgefangene und Spätaussiedler. Familien waren auseinandergerissen. Wohnraum und Bleibe wurden zugeteilt. So versuchten die Menschen, auch die Flatower, sich wiederzufinden. 1955 erfolgte ein einstimmiger Beschluss des Gifhorner Kreistages, dem Heimatkreis Flatow die Patenschaft anzutragen. Damit war zugleich die Gelegenheit geschaffen, wieder zusammenzukommen und Unterstützung aus dem politischen Bereich zu erhalten.

Das erste große Heimat- und Patenschaftstreffen der Flatower fand 1955 statt. Auf dem Schlosshof erschienen mehr als 2000 Personen. Die Treffen werden seitdem alle zwei Jahre in Gifhorn abgehalten – in diesem Jahr zum 35. Mal. Ebenso finden jährlich in Gifhorn Vorstandssitzungen des Flatower Heimatkreisausschusses statt. Dabei wird am Volkstrauertag in der Kapelle des Gifhorner Schlosses an der Gedenktafel gemeinsam mit dem Landkreis ein Kranz niedergelegt und der Toten durch Krieg, Flucht und Vertreibung gedacht.

In den 1960er-Jahren wurden in Gifhorn Straßen nach ostdeutschen Kreisen und Städten benannt, so auch Flatow. Im Mai 1970 erfolgte mit großer öffentlicher Teilnahme die 600- Jahr-Feier der Kreisstadt Flatow in der Kreisstadt Gifhorn. Der Landkreis stellte 1971 dem Heimatkreis im Museum im Schloss Gifhorn einen Raum zur Verfügung, die Flatower Heimatstube. Hier können Interessierte Exponate bewundern und Literatur sowie Berichte aus der alten Heimat studieren.

1975 wurde die Patenschaft mit einer Urkunde bekräftigt und ein Findling mit Hinweis auf Flatow am Schloss platziert. 1977 gelang es schließlich mit Hilfe des Landkreises, die Glocke der Kirche von Tarnowke, die im 2. Weltkrieg eingeschmolzen werden sollte, ausfindig zu machen und sie der Schlosskapelle in Gifhorn zuzuführen.

Verschiedene Publikationen wurden zusammen mit dem Landkreis Gifhorn aufgelegt, unter anderem das „Heimatbuch für den Kreis Flatow“, der Bildband „Das Flatower Land“ und die deutsche Ausgabe des Buches „650 Jahre Flatow“.

Sandsteinplatte am Gifhorner Schloss

Auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Flatow wurde ein Gedenkstein geweiht, der 2018 eine zweite zweisprachige Tafel erhielt. Viele Besuche des Heimatkreises mit Angehörigen des Gifhorner Kreistages rundeten die guten Beziehungen zum polnischen Nachbarn ab, die insbesondere nach dem Fall des Eisernen Vorhanges möglich wurden. Die Beziehungen fanden auch Ausdruck in einem Partnerschaftsabkommen, das der Landkreis Gifhorn mit dem Landkreis Zlotow (ehemals Flatow) 2003 abschloss. Auch die Bildung des Freundeskreises „Gifhorn-Zlotow“ trug zum Ausbau der Beziehungen bei.

Zum 60. Jubiläum der Patenschaft wurde am Eingang des Gifhorner Schlosses eine Sandsteinplatte mit den Wappen von Flatow und Gifhorn sowie dem Hinweis auf die Patenschaft angebracht. Aus der Patenschaft und den damit verbundenen Treffen resultierten viele persönliche Bekanntschaften, aber auch Kontakte zu Gifhorner Vereinen bzw. Institutionen. Der Austausch und die Abstimmung zwischen dem Heimatkreis und der Gifhorner Kreisverwaltung werden beiderseits gepflegt. Die jetzt über 70 Jahre gewährte Unterstützung erfüllt die Flatower nach wie vor mit Dankbarkeit.

26.05.2025